Simon Kanzler - Vibraphonist Komponist
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Simon Kanzler - Talking Hands

Simon Kanzler vibes, composition
Anna Webber tenor sax, flute
Igor Spallati bass
Tilo Weber drums
www.unitrecords.com

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Simon Kanzler - Talking Hands feat. Anna Webber


Ein Ton, so unerschütterlich, assoziationsreich und zugleich beklemmend endlich wie das klangvolle Aufschlagen eines warmen Sommerregentropfens auf einem Wellblechdach. Er lädt gleichermaßen zum Rausgehen und Drinnenbleiben ein, verheißt ebenso Freiheit in der ewigen Unergründlichkeit der Natur wie Geborgenheit im überschaubaren Rückzugsraum der selbstgeschaffenen Bewegungs- und Reaktionsmöglichkeiten. Eigentlich erzählt schon dieser erste Ton so viel wie ein vollständiges Album. Doch dann kommt mehr, viel viel mehr. Hände, die erzählen. Handwerk? Keineswegs. Manchmal nehmen sie den Mund zu Hilfe. Mundwerk? Erst recht nicht. Hände tasten nach Saiten, führen Stöcke über Metall, Häute und Holz, halten ein Rohr und eilen über dessen Klappen. Nicht nur in Saxofon und Flöte, auch in Vibrafon, Bass und Schlagzeug steckt jede Menge Luft, denn ohne diese Luft gäbe es weder Nähe noch Distanz und vor dem Kontakt keine Annäherung. Simon Kanzler versagt sich die Illusion des Ätherischen. Ihm geht es um die zauberhafte Einmaligkeit jeder Berührung, das physische Miteinander verschiedener Materialien und Aggregatzustände, wie auch um die Anziehung, Abstoßung und Reibung von individuellen Konstellationen, ausgelöst durch Hände. Hände, die erzählen. Die Hand kennt kein verbindliches Vokabular. Ihre Botschaften sind nicht eineindeutig. Eine Hand lässt sich nicht zitieren. Doch was sie sagt, berührt, bewegt, bestätigt oder beunruhigt. Die sonore Lakonik der Erzählungen des erweiterten Simon Kanzler Trios vermittelt zwischen nüchterner Beobachtung und poetischer Reflexion. Kein Ton zuviel. Es muss nicht alles gesagt werden, um doch viel mehr zu offerieren. Denn die Öffnung von Imaginationsräumen markierte schon zu allen Zeiten die Schwelle zwischen Handwerk und Magie. Nichts an dieser Musik ist redundant. Jedes Motiv ist ein Signal. Kanzler und Co. wissen um die kurze Lebensdauer allen handerzählten Klanges und verbieten sich jede Sentimentalität. Sie verweilen nicht, denn auf jeden Ton folgt ein anderer, wie besagte Tropfen auf dem Blechdach. Aber was, wenn der Regen doch irgendwann nachlässt? Nur was verrinnt, verschwindet, sich auflöst und transzendiert, wird auch bleiben. Wir erinnern uns daran, bis die Wolken sich ein nächstes Mal öffnen. Luft! Tropfen! Hände! Und wer hätte schon etwas gegen ein wenig Sonne zwischendurch?

2012 | Moritz Kronberger